Home
Kriegsgefangenenpost
Veröffentlichung
Auszüge aus "Letzte Post
Bruhn
Wilutzky
Telegramme
Kontakt und Links
   
 


In der Literatur zu Kriegsgefangenen und Heimkehrern des 2. Weltkrieges und insbesondere in Erlebnisberichten zur Kriegsgefangenschaft und Heimkehr wird der Postverkehr der Heimkehrer im Regelfall gar nicht oder nur nebenbei erwähnt. Am häufigsten werden in den Erlebnisberichten die in Heimkehrerlagern aufgegeben Telegramme aufgeführt. Diese sind den Betroffenen als bedeutsam in Erinnerung geblieben. Im folgenden werden aus verschiedenen Veröffentlichungen die entsprechenden Textpassagen auszugsweise zitiert, um diesen Stellenwert zu verdeutlichen.

(920): Gronenfelde

"Wir kommen ins Lager Frankfurt/Oder: Baracken, aber kein Stacheldraht. Die Lagerwege sind zum Teil asphaltiert, zum Teil russisch verschlammt. Es vibriert und fiebert in der Masse der Heimkehrer, denn die Heimat ist greifbar nahe, und die Abwicklung kann nicht schnell genug vonstatten gehen. – Entlausung, Baden, Wäscheempfang, wohlschmeckenden, fetten Nudelkasch zum Mittag. – Die Stimmung steigt an. Unsere ostdeutschen Kameraden sind gedrückter, ihre Abfertigung geht schneller als die von uns Westdeutschen. Registriert – Adressenaustausch – erste Verabschiedungen – undramatisch: "Mach´s gut, auf Wiedersehen!" – Die ganze Nacht geht drauf.

5. Januar 1950, morgens 4.00 Uhr: Nach stundenlangem Anstehen am Lagerpostamt gelingt es mir, ein Telegramm an meine Eltern auf den Weg zu bringen. Es enthält nur zwei Worte: 

                                        "Komme, Hermann"


(921): Gronenfelde

Am Vormittag angekommen, gingen wir gegen Abend zu Fuß weiter nach Gronenfelde ins deutsche Entlassungslager.

Die erste Amtshandlung war das Telegramm an die Lieben daheim, daß ich wieder auf deutschem Boden war. Ich weiß wirklich nicht mehr, wieviel Telegramme ich an diesem Abend ausgefüllt habe. Der Text mußte möglichst kurz sein und da konnte ich meinem Namen alle Ehre machen.

(922): Gronenfelde

Am Nachmittag geht es nach Gronenfelde. Nochmals Registrierung.

Von hier dürfen wir ein Telegramm an die Heimatadresse senden. Die erlaubte maximale Wortzahl nutze ich bewußt nicht aus. Mir genügen als Text zwei Worte:

               "ENDLICH GESCHAFFT – JOACHIM SCHOLZ"

(923): Gronenfelde

Am nächsten Morgen kommen wir nach einer kurzen Fahrt in das Lager Gronenfelde, dem Anlaufpunkt für alle in dieser Zeit aus Rußland kommenden Heimkehrertransporte. Nach den rund zwei Wochen, die wir seit der Abfahrt aus Sysran unterwegs gewesen sind, können wir uns endlich wieder einmal gründlich waschen und bekommen auch unsere Wäsche gewechselt. Bei einer Registrierung geht es dann um die Orte, wohin wir entlassen werden wollen. Danach erfolgt die Einteilung für die weitere Fahrt in die einzelnen Zonen in Westdeutschland. Außerdem wird ein Entlassungsgeld in Höhe von 50 Ostmark ausgegeben.

Das wichtigste ist aber die Möglichkeit, ein Telegramm aufgeben zu können. So kündige ich mit den Worten

                                         "Ich komme"

meine bevorstehende Ankunft in Warburg in Westfalen bei meiner Mutter an.

(924):Leipzig

In Leipzig gab es einem längeren Aufenthalt; hier erhielten wir ein Mittagessen. Wir versuchten auch, auf dem Bahnhof unsere zwanzig Ostmark an den MANN zu bringen, weil wir ja im Westen hiermit nichts anfangen konnten. Da gab es jedoch außer Zeitungen und Ansichtskarten dort nichts gab, schenkte ich den Rest der Bahnhofsmission.

Von dort schickte ich auch ein Telegramm an meine Mutter mit dem Wortlaut:

                       "Ankomme Ende dieser Woche, Rudi."

(925):Gronenfelde

Das deutsche Entlassungslager Gronenfelde --- Das Lager umfaßte sechzehn Holzbaracken. Vier Baracken beherbergten die Küche, den Eßraum, die Entlausung, die medizinische Abteilung und die Verwaltung. Das Lager hatte eine Registratur, eine Ländervertretung,

ein Postamt für den portofreien Versand der Ankunftpostkarte bzw. von Telegrammen, das vom Hauptpostamt Frankfurt (Oder) betrieben wurde.

(926):Friedland

Aus dem Heimkehrerlager Friedland erfolgte 3 Tage später die Entlassung in die gewünschten Heimatorte. Frauen schlossen ihre Männer, Mütter ihre Söhne in die Arme. Szenen von einmaliger Tragik.

----- An der Poststelle des Lagers standen Heimkehrer Schlange, um ein Telegramm aufzugeben. Am Schalter brachten sie dann vor Aufregung kein Wort heraus. Beamte hinter den Schaltern, in der Hauptsache Frauen, an derlei gewöhnt, halfen ohne viel Aufhebens.

(927):Gronenfelde

Wir marschierten zum letzten Male geschlossen in das deutsche Entlassungslager Gronenfelde bei Frankfurt/Oder.

---- Jeder durfte ein kurzes Telegramm an die Angehörigen schicken.

                               "Ich komme, Alfred",

das war neben der Heimatanschrift alles, was ich dem Postbeamten diktierte. Die Worte würden genügen, um unvorstellbare Freude auszulösen.

(928): Hof/Moschendorf

Als wir zurück in die Baracke kamen, ging ich erst mal zum Postamt, habe meinen Betreuungsausweis vorgelegt und konnte damit kostenlos ein Telegramm nach Hause schicken. Der Text lautete:

"Bin in Hof/Moschendorf eingetroffen. Komme am 6. Dezember um 15.00 Uhr in Untersteinach an. Gruß Achim".

Sie wußten zu Hause noch nicht, daß ich bereits in ihrer Nähe war. Das Telegramm schlug zu Hause natürlich wie eine Bombe ein. Meine Mutter mußte sich erst einmal hinlegen, so hat sie meine Nachricht mitgenommen. Vater war auch ganz aus dem Häuschen und erzählte in unserem kleinen Dorf überall herum, daß sein Junge endlich aus Gefangenschaft käme

(929): Herleshausen 1953

Als sie durch Weißrußland nach Brest-Litowsk fuhren und schließlich Ostdeutschland erreichten, konnte er das Ende der Fahrt kaum mehr erwarten. Der Zug fuhr endlich über die Zonengrenze in die Bundesrepublik Deutschland ein. Hartmann las das Bahnhofsschild Herleshausen. Er war frei! Hartmann stieg aus dem Zug und bahnte sich einen Weg durch die Menge auf dem Bahnsteig zum Büro des Roten Kreuzes.

Einem hübschen Mädchen hinter dem Schalter diktierte er sein erstes unzensiertes Telegramm nach fast elf Jahren:

"LIEBE USCH STOP ICH HABE HEUTE DIE GRENZE NACH DEUTSCHLAND ÜBERSCHRITTEN STOP WARTE ZU HAUSE BIS ICH KOMME STOP IN LIEBE DEIN ERICH"

Zwei Stunden später las Usch das Telegramm, ihre Augen füllten sich mit Tränen. Es war die wundervollste Nachricht, die sie jemals erhalten hatte. Er war frei und kam nach Hause. Endlich. (Okt..53)

(930): Tuttlingen

Nach wenigen Tagen bekam ich eine Fahrkarte bis nach Tuttlingen. In Tuttlingen wurden wir von den Franzosen registriert. Uns Offizieren wurde ein Fingerabdruck abgenommen.

Mit einem Telegramm informierte ich meine Eltern über meine Ankunft.

(931): Frankfurt Oder 1948

--- wi fananen`ne lütte Poststiär, we no uopen was. Dat fröndlicke Wicht gaff us Bescheid, dat wi met de englische Besatzungszone nich telefoneeren können.

Owwer Telegramme, de härren Utsicht, antokuemen. Äs ick den Vördruck för dat Telegramm no Huse utfüllen wull, moss dat Datum auk indriägen werden. "Wat hefft wi denn för`n Dag vandage?" frogg ick dat Wicht, "wi sind so`n lück ut de Tied gerott." "Vandage is Karfriedag de 26.3.1948" kreeg ick to Antwort. – Dat Telegramm kamm an`n annern Muorn ol to Huse an.

Anmerkungen:

Nr.Quelle
901Latzel, Klaus, Deutsche Soldaten - nationalsozialistischer Krieg?, Paderborn - 1998
920Melcher, Hermann, Die Gezeichneten, 1985
921Kurz, Georg, Elabuga, 3002 Tage Russland, 1987
922Scholz, Joachim, Als Nur die Hoffnung blieb, 1989
923Zank, Horst, Stalingrad, Kessel und Gefangenschaft, 1993 
924Klein, Rudolf, Verlorene Zeiten, 2001
925Kaminsky, A., Heimkehr 1948,1998, Seite 82
926Kuschka, Rudolf P., Opfer des Hasses, 1984
927Kathke, Alfred, Bestrafte Jugend 1996
928Wolf, Hans-Joachim, Mit sechzehn Jahren unschuldig interniert und nach Sibirien verschleppt, 1996
929Toliver,Raymond, Holt Hartmann vom Himmel,7.Auflage 1972
930Späh, Karl, Sein letzter Befehl: Erinnerungen an viereinhalb Jahre russische Kriegsgefangenschaft.1997
931Hugenroth, Ludger, Wu dat so was – Ächter Stacheldraoht in Russland 1944-1948, Münster : 2000